Wie ich der Frankfurter Buchmesse meine eigenen Stempel aufdrückte

230.000 Besucher, darunter 115.000 Branchenexperten aus 153 Ländern, mehr als 4.300 Aussteller – und mittendrin: die neue Auflage von »Wer stirbt denn nicht?«. Dass ich als Zahnarzt einmal mit meiner Lebensgeschichte in Frankfurt auf der größten Buchmesse der Welt vertreten sein würde, mit eigener Signierstunde an einem Verlagsstand, war für mich vor wenigen Jahren noch völlig undenkbar. Aber wie ich es schon sehr oft erlebte: Erstens kommt es im Leben anders und zweitens als man denkt – wie es Wilhelm Busch einmal so schön treffend formuliert haben soll. Mit der 76. Ausgabe der Frankfurter Buchmesse, die vom 16. bis 20. Oktober 2024 ihre Tore öffnete, wurde es also Realität, dass ich meine Autobiografie präsentieren durfte.

An einem Samstagmorgen hatte sich in der Südheide eine kleine Delegation der »Ahnungslosen« auf den Weg gemacht: Meine Frau Kerstin, Cassandra und ich wussten zwar, wohin es geht, aber noch lange nicht, was uns genau erwartet. In der Frühe im noch verschlafenen Hankensbüttel gestartet, landeten wir vier Stunden später auf dem trubeligen Frankfurter Messegelände zu Füßen glitzernder Wolkenkratzer. Die Größe dieses Events ist wirklich überwältigend. Was mich aber besonders beeindruckte: dass sehr viele junge Menschen wieder Interesse an physischen Büchern zu haben scheinen.

Mein Verlag Kampenwand war in der Halle mit dem Genre »New Adult« verortet, also im Herzen der Zielgruppe junger Lesender zwischen 16 und 25 Jahren. Mit dem zumindest auf den ersten Blick nicht gerade optimistisch klingenden Titel »Wer stirbt denn nicht?« und einem für moderne Design-Geschmäcker wohl eher schlichten Cover war mein Buch natürlich nicht der große Eye-Catcher. Von »großem Andrang« konnte während meiner Anwesenheit am Verlagsstand also nicht unbedingt die Rede sein. Was meiner Buchmessen-Premiere aber keineswegs schadete. Ich konnte viele Gespräche mit den Mitarbeitern von Kampenwand führen. Zudem hatte ich Zeit, Silke Boger vom Pinguletta Verlag an ihrem Stand zu besuchen und endlich mal persönlich kennenlernen. Sie ist Verlegerin des Buchs »#ALS und andere Ansichtssachen« von Christian Bär.

Und wenn ich hier und da meine nigelnagelneuen Bücher signieren sollte, kamen meine neuesten Hilfsmittel zum Einsatz, extra entwickelt für meinen Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse: ein großer Stempel mit meiner Unterschrift – von mir einige Tage zuvor eigenhändig gezeichnet – plus einem zweiten, kleineren Stempel mit dem Abdruck meines Lieblings-Smileys. Für einen ALS-gehandicapten Buchautor sind diese beiden Werkzeuge wahrlich eine Errungenschaft. Statt mühselig meine Autogramme zu schreiben, genügt ein sanfter Druck meiner Hände. Cassandra und Kerstin setzten die jeweils gewünschte Anrede mit einem Kugelschreiber dazu – #mehrALSindividuell sozusagen. Damit bin ich für alle weiteren Lesungen gewappnet.

Vielen Dank meinem Verlag Kampenwand dafür, mir diesem Messe-Trubel ermöglicht zu haben. Es bleibt ein unvergessliches, geradezu verrücktes Erlebnis. Wer weiß, was noch so alles auf mich wartet. Ich bin wirklich dankbar, dass ich diese Dinge alle noch erleben darf – und schaue umso neugieriger in die Zukunft!

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